Über den Familienverband

Der Familienverband v. Zadow wurde gegründet, um den Zusammenhalt der Familie, das heißt aller Nachkommen von

Eduard v. Zadow (1840-1904) und seiner Frau
Marie v. Puttkamer (1852-1895)

zu erhalten und zu fördern. Sie hinterließen 11 Kinder, davon blieben 3 kinderlos, die anderen begründeten die 8 Stämme des Verbandes. Die jüngsten Nachkommen sind in der 6. Generation.

Gründungsjahr ist 1978. Zu den Aufgaben des Verbandes gehört insbesondere:

  • Herausgabe eines Mitteilungsblattes („Wir über uns“)
  • Durchführung von Familientreffen und Familientagen
  • Familienforschung

Der Verband ist kein eingetragener Verein.

Marie von Puttkamer
Eduard von Zadow

Ursprung und Geschichte

von Reimar von Zadow

Unsere Vorfahren stammen aus der Neumark, dem südlichen Teil des Landes ostwärts der Oder, welches bis 1945 ein Teil Deutschlands war, begrenzt im Norden durch Pommern, im Süden durch Polen. Der Name unserer Familie ist der unseres Stammsitzes, des früheren Gutes Zadow (polnisch Sadowo). Es liegt etwa 12 km östlich von Kallies (polnisch Kalisz Pomorski) und etwa 5 km südlich von Märkisch Friedland (polnisch Mirosławiec). Das nächstgelegene Dorf ist Alt Körtnitz (polnisch Stara Korytnica). Im Jahr 1937 habe ich das Dorf Zadow noch mit seiner Kirche gesehen, die es heute nicht mehr gibt.

Das Gut Altwuhrow (polnisch „Stare Worowo“), aus dem wir 1945 vertrieben wurden, liegt ca. 40 km weiter nördlich, in der Mitte zwischen zwei großen Seen.

Die Ureinwohner der späteren Neumark waren Slaven eines wendischen Stammes. Auch unsere aus Zadow stammenden Vorfahren dürften Wenden gewesen sein, nicht etwa Polen. Sie ernährten sich überwiegend von Jagd und Fischfang.

Das Land ist ab etwa 1250 brandenburgisch besiedelt und kolonisiert worden. Viele der Deutschen Siedler, aber auch fähige einheimische Wenden wurden als „Lokatoren“ in die neu gegründeten oder vorhandenen Dörfer eingesetzt. So entstanden Güter, die in unserer eigenen Heimat mit einer Fläche von 1100 bis 1350 ha ausgestattet wurden. Dazu gehörten auch Zadow und Altwuhrow.

Unsere Vorfahren waren Ritter mit der Verpflichtung zu Kriegs- oder auch Ordnungsdiensten. Als Lebensgrundlage wurden ihnen ein oder auch mehrere Güter mit „erbuntertänigen“ Bauern (im Osten nie „Leibeigene“) zugewiesen. Damit waren sie eingebunden in das östliche Lehnswesen, aus der später die ostdeutsche Anerbenverfassung entstand: Als die Herren der ihnen unterstellten Dorfbevölkerung hatten sie auch für deren Wohlergehen zu sorgen. In entsprechender Weise unterstanden sie ihrem Lehnsherren oder dessen Beauftragten als deren „Vasallen“. Auch sie waren in ihrer Freizügigkeit und Berufswahl eingeschränkt. Verstießen sie dagegen, so verloren sie ihre privilegierten Rechte. Es war – auf allen Ebenen – eine Sozialverfassung auf Gegenseitigkeit. Grund und Boden waren kein Eigentum im Sinne des römischen Rechtes, sondern anvertrautes Lehen.

Unsere Vorfahren v. Zadow waren Vasallen nicht des Lehnsherren, sondern des „Schloss-Gesessenen“ Geschlechts von Güntersberg. Dieses hätte im übrigen Deutschland den Rang von Grafen gehabt. Im östlichen Deutschland – östlich der Elbe – gab es diesen Titel in der Frühzeit nicht.

Während unsere Familie erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts auftaucht (erstmals nachgewiesen 1410), ist das Geschlecht der Güntersbergs erheblich älter. Der im Jahre 1280 beurkundete Jacobus v. Güntersberg (I) war bereits Ratsherr in Stettin. Das Geschlecht ist am letzten Tag des 18. Jahrhunderts ausgestorben. Deshalb gibt es keine Erkenntnisse über seine Herkunft. In dreijähriger Arbeit (von 1980 bis 1983) ist es mir nicht gelungen, aus den vorliegenden märkischen, pommerschen und polnischen Urkundenwerken zu erforschen, wo der Ursprung dieser einst sehr bedeutenden und weit verbreiteten Familie liegt. Ein Fachmann vermutete im Jahr 1869, dass Güntersbergs trotz ihres deutschen Namens die Nachkommen eines sehr alten polnischen Geschlechts sind. Einige Urkunden, die ich fand, deuten darauf hin. Ich habe aber weder Beweise dafür noch dagegen.

Die Frage ist für uns deshalb wichtig, weil Zadows den gleichen Wappenschild führen, wie Güntersbergs, nur mit drei Eberköpfen, Güntersbergs haben einen. Es gibt noch eine dritte Familie mit diesem Wappenschild, aber mit zwei Eberköpfen, die Familie v. Arnswaldt. Dass sie mit der Stadt Arnswalde (polnisch heute Choszczno) zusammen hängt, liegt sehr nahe, ist aber ebenso unbewiesen.

Es galt bis etwa 1900 als selbstverständlich, dass Wappengleichheit auch Stammverwandtschaft bedeutete, jedenfalls in Deutschland, nicht aber in Polen. Im 20. Jahrhundert wurden die Heraldiker und andere Fachleute vorsichtiger. Sie verlangten urkundliche Beweise der Verwandtschaft. Die können wir nicht bieten. Doch aus einigen der uns im Wortlaut vorliegenden Urkunden ergibt sich für mich zweifelsfrei, dass Zadows nicht nur Vasallen der Güntersbergs waren, sondern auch Vettern (in einem Fall wörtlich so bezeichnet). Die Heirat, die zur Verwandtschaft geführt hat, dürfte allerdings mehrere Generationen vor dem Auftauchen unseres Stammvaters erfolgt sein.

Schon in den Jahren 1410 und 1435 waren Zadows außer dem Stammsitz noch mit den südlich und östlich direkt angrenzenden Gütern Spechtsdorf und Prochnow belehnt, Prochnow wahrscheinlich nur für kürzere Zeit. Spechtsdorf dagegen war bis zum Jahre 1803, also wenigstens 400 Jahre lang ohne Unterbrechung Sitz unserer Familie.

Bis wann Zadows in Zadow gelebt haben, lässt sich leider nicht feststellen, weil dafür alle Unterlagen fehlen, verloren gegangen schon im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648), wie fast überall in Deutschland.
Der letzte „Erbherr auf Zadow und Spechtsdorf“ verstarb um 1600, seine Söhne werden nur noch als „Erbherrn auf Spechtsdorf“ genannt. Zu dieser Zeit dürfte das Lehensverhältnis Güntersberg/Zadow nicht mehr bestanden haben: Die Neumark war seit 1550 vom deutschen Orden wieder an Brandenburg zurückgegeben worden, jetzt aber unter Herrschaft der Hohenzollern. Sie verlangten und erreichten die unmittelbare Unterstellung aller Vasallen unter den Landesherrn.

Zadow war ein wenig ertragreiches Gut. Ich kann nur vermuten, dass es aufgegeben werden musste, um das ungleich wertvollere Spechtsdorf zu halten und aus dem Erlös (Kauf und Ankauf von Gütern gab es damals schon) die „weichenden Erben“ abzufinden, wie das in Ostdeutschland üblich war, um eine Besitz-Zersplitterung zu verhindern. Das entsprach der „Anerbenverfassung“ germanischen Ursprungs und steht im Widerspruch zum römischen Recht der Realteilung.

Spechtsdorf habe ich aus dem Jahr 1937 als ein hoch kultiviertes Gut in Erinnerung. Das efeuberankte stilvolle alte Gutshaus, in welchem meine Mutter und ich als Gäste der damaligen Eigentümerfamilie v. Bethe Kaffe tranken, könnte durchaus noch von den Zadows bewohnt gewesen sein. In der Kirche fand ich auf einer der Glocken die Namen der Stifter – aus unserer Familie. Nach dem 2. Weltkrieg fanden wir von der Kirche und dem Haus nichts mehr.
Dass auch dieses Gut 150 Jahre später als Zadow aus der Familie geriet, erklärt sich auf ähnliche Weise: Unser Vorfahr, mein Ururgroßvater August Reimer Friedrich v. Zadow musste als „weichender Erbe“ zugunsten eines Bruders abgefunden werden. Seine Mutter, Eleonore, geb. v. d. Goltz, verheiratet mit Reimer Bernd v. Zadow-Spechtsdorf, gehörte zum so genannten „schwarzen Stamm“ der sehr großen und bedeutenden Familie v. d. Goltz. Ihre Eltern wohnten in Brotzen, Kreis Neustettin.
Der „schwarze Stamm“ Goltz war nachweislich seit spätestens 1361 im Besitz des Gutes Altwuhrow im Kreis Dramburg, der „weiße Stamm“ Goltz war ebenso lange in dem an Altwuhrow südöstlich angrenzenden Gut Reppew ansässig. Diese beiden Güter gelten als die Stammsitze der Familie v. d. Goltz. Die beiden Brüder waren Enkel des Lokators unserer späteren Kreisstadt Dramburg (1297).

Seit 1749 war der „schwarze Stamm“ in Altwuhrow ausgestorben; doch es gab eine Reihe seiner Nachkommen auf anderen Gütern, so auch in Brotzen. So lag es nahe, dass Eleonore v. d. Goltz, die von dort stammte, dafür sorgte, dass dieses Goltzische Stammgut wieder in ihre Familie zurückkehrte, wenn auch unter anderem Namen. Sie dürfte mit heimatlichen Mitteln und der Abfindung aus Spechtsdorf den Rückkauf zugunsten ihres Sohnes finanziert haben.

Insofern können wir, als die Nachkommen, mit Recht behaupten, blutsmäßig, wenn auch in die Familie v. d. Goltz nur eingeheiratet, seit 1361 mit nur zwei kurzen Unterbrechungen in Altwuhrow ansässig gewesen zu sein.

Gut Altwuhrow etwa 1939

Der Ankauf erfolgte im Jahr 1800. Wertmäßig war Altwuhrow mit Sicherheit eine Verbesserung, auch gegenüber Spechtsdorf.
Inzwischen hatten der Große Kurfürst, und nach ihm die Könige Friedrich Wilhelm I und Friedrich der Große von Preußen, die Neumark und Pommern zu einer Wohlstandsprovinz entwickelt. Die Altwuhrower Kirche und unser nicht mehr vorhandenes Gutshaus sind mit sehr langfristigen zinsgünstigen Darlehen Friedrichs des Großen errichtet worden; die Kirche 1786, das Vorderhaus wenig später.
Es erscheint wie ein Wunder, dass von allen Gutshäusern, die zu unserer unmittelbaren Heimat gehört haben, nur noch eines erhalten geblieben ist: Das in Brotzen, welches zum „schwarzen Stamm“ der Familie v. d. Goltz gehört. In diesem Haus dürfte unsere Vorfahrin, Eleonore v. d. Goltz aufgewachsen sein. Es ist bewohnt von Polen, welche einen friedlichen, einfachen Eindruck machen und offensichtlich gemeinsam für die Erhaltung gesorgt haben – sonst wäre es längst verwunschen. Ich sah es – zum zweiten Mal – im Juli des Jahres 2000.

Im Jahre 1808 verstarb der Erwerber Altwuhrows, August Reimer Friedrich v. Zadow. Es folgte der Eroberungsfeldzug Napoleons, von dem auch Altwuhrow nicht verschont blieb, danach die Freiheitskriege, und die Witwe konnte das Gut nicht halten. Das Goltz’sche Stammgut geriet zum zweiten Mal aus der Familie, bis der Sohn, August Wilhelm Theodor v. Zadow seinen Offiziersberuf aufgab und das Gut zurück erwarb, diesmal endgültig – bis 1945.

Dieser August II. mein Urgroßvater, ist der eigentliche Kultivator Altwuhrows. Seinen Sohn Eduard bezeichnen wir als den Stammvater unserer Familie und den Begründer unseres Familienverbandes: mit Recht, denn ohne ihn und die von ihm hinterlassenen Kinder – unsere Stammeltern – wäre die Familie ausgestorben.

Dies ist – in Kurzform – unsere wechselvolle Familiengeschichte durch 650 Jahre, wenn wir die Vorfahren v. d. Goltz und die mutmaßlichen Ahnen v. Güntersberg mitrechnen.